Ein Gotteshaus im Wandel
In ungewohnter Gesellschaft zeigt sich das katholische Gotteshaus in letzter Zeit. Dröhnen doch neuerdings kubanische Rhythmen und Sambaklänge aus den geöffneten Fenstern der unteren Etage, Fackelschein und Massenaufläufe außerhalb der Gottesdienste waren zu beobachten. Prangt dort auch ein neues Lichtschild am unteren Eingang der Kirche. Und man hat davon gehört, dass nicht nur mehr der Messwein ausgeschenkt wird...
Schuld daran ist die Ortsgemeinde Ohmbach in enger Zusammenarbeit mit dem Bistum Speyer und der katholischen Stiftung „Unsere liebe Frau“. Beide haben im Jahr 2013 den Grundstein für die Zentralisierung einer neuen Dorfmitte gelegt. Denn die katholische Leibfrauenkirche ist seit Anfang 2014 im Eigentum der Ortsgemeinde.
Die Räume im unteren Bereich der 1970 abgenommenen Kirche wurden nur noch sporadisch genutzt, wodurch die Idee einer alternativen Nutzung als Dorfgemeinschaftshaus entstand. Unser Ortsbürgermeister Jochen Mayer hat daraufhin ganz unbürokratisch das Gespräch mit dem zuständigen Pfarrer Stefan Czepl, der gleichzeitig die katholische Kirchenstiftung „Unsere liebe Frau“ vertritt, gesucht. Beide erkannten das Potential für Kirche und Ortsgemeinde und so kam es, dass man sich schnell auf einem gemeinsamen Nenner wiederfand. Nach eingehenden Verhandlungsgesprächen wurde bereits Ende 2013 der Vertrag geschlossen, der künftig die Ortsgemeinde als unkonventionellen Eigentümer eines Gotteshauses einsetzte.
Der obere Bereich, die eigentliche Kirche, besteht natürlich weiterhin als geweihte Einrichtung und dient den treuen Gläubigern als Andachts- und Gebetsstätte. Daran wird sich auch erstmal nichts ändern. Vielmehr wurde das Veranstaltungsangebot noch ergänzt und die ungenutzten Räumlichkeiten finden sich unter dem neuen Namen „Heimat- und Kulturtreff“ wieder. Nachdem nun auch die notwendigen administrativen Aufgaben in mühsamer Kleinarbeit erledigt sind, steht der Heimat- und Kulturtreff den Bürgern und ansässigen Vereinen gegen eine geringe Aufwandsentschädigung zur Verfügung. Die beiden Säle (einmal rund 110 qm und einmal rund 70 qm) mit Küche und Sanitäreinrichtungen eignen sich ideal für Feste und Veranstaltungen aller Art.
Insgesamt haben beide Parteien, die Kirche einerseits und die Ortsgemeinde andererseits, von der bundesweit bisher einmaligen Vereinbarung profitiert. Nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen, sondern vor allem durch die Verknüpfung zweier wichtiger Lebensbereiche und der damit einhergehenden Bereicherung des Miteinanders in der Dorfgemeinschaft.
Thomas Wunn
"Die Rheinpfalz", Ausgabe Nr. 234 vom 09.10.2013
"Gemeinsames Pfarrblatt der Kath. Pfarreiengemeinschaft Brücken/Kübelberg/Elschbach", Ausgabe 01/2014
„Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit…“ (aus Neues Geistliches Liedgut)
Kath.Kirche in Ohmbach wechselt Besitzer
Am Donnerstag, den 9.Januar dieses Jahres wurde es nun amtlich besiegelt: die kath. Kirchenstiftung „Unsere liebe Frau“ in Ohmbach, vertreten durch mich und ein VR-Mitglied, und die Ortsgemeinde Ohmbach, vertreten durch Bürgermeister Mayer, unterzeichneten einen neuen Erbbaurechtsvertrag, der die gesamte katholische Kirche in Ohmbach umfasst. Durch den Vertreter des Generalvikars wurde der neue Vertrag kirchenaufsichtlich durch das Ordinariat in Speyer genehmigt.
Das Kirchengebäude in Ohmbach hat somit zum Neuen Jahr 2014 den Besitzer gewechselt. Das gesamte Kirchengebäude ist nun die nächsten 30 Jahre – 43 Jahre nach seiner Einweihung im Jahr 1970 – Eigentum der politischen Gemeinde in Ohmbach – ein bislang einmaliger Fall in der Bundesrepublik, dass ein Kirchengebäude in Besitz einer Kommune übergeht, der Gottesdienstraum und das gottesdienstliche Leben aber erhalten bleiben.
Die bisherige Unterkirche ist künftig ein Heimat- und Kulturtreff in der Ortsgemeinde Ohmbach. Der obere Kirchenraum, die eigentliche Kirche, wird wie bisher durch die Katholiken für Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen genutzt.
Für das Inventar der Kirche (Orgel, Glocken, Sakristei etc.), die Instanthaltung und Unterhaltung (Heizung) des Innenraumes im oberen Teil ist nach wie vor die Kirchenstiftung in Ohmbach verantwortlich.
Für das gottesdienstliche Leben in Ohmbach ändert sich nichts. Der Standort Ohmbach bleibt für Gottesdienste erhalten. Der Nebenraum zur Sakristei (früher Raum für die Werktagskirche) kann als Gruppenraum genutzt werden.
Auch die Ortsgemeinde profitiert von dem Erbbaurechtsvertrag: die Gemeinde kann Zuschüsse für Umbau- und Renovierungsarbeiten in der Unterkirche beantragen, was bei einem Pachtvertrag nicht möglich wäre. Ohmbach hat in dem neuen Heimat- und Kulturtreff langfristig eine Anlaufstelle für verschiedenste Veranstaltungen, da der Ort ja kein Bürgerhaus besitzt. Vor allem hat die Ortsgemeinde für einen (Neu)Bau eines Bürgerhauses keine hohen Investitionskosten, sondern bringt die bestehenden Räumlichkeiten der bisherigen Unterkirche zu wesentlich günstigeren Konditionen „auf Vordermann“.
Beide Seiten – Kirche und Gemeinde – profitieren also von dem neuen Erbbaurechtsvertrag. Wir haben eine sogenannte „Win-Win-Situation“. Bürgermeister Mayer bezeichnete beim Neujahrsempfang der Ortsgemeinde am 12.Januar im frisch gestrichenen Saal des Heimat und Kulturtreffs die Kirche als „Geschenk des Himmels“.
Anlässlich des Neujahrsempfanges wurde auch die bisherige Unterkirche ihrer neuen Bestimmung übergeben und der Heimat- und Kulturtreff neu eröffnet.
Auch unsere Kirche profitiert vom Erbbaurechtsvertrag: Wir können in Ohmbach präsent sein, können aber die Baulasten der zahlreichen Gebäude der künftigen Großpfarrei St.Christophorus im Südkreis Kusel nicht mehr allesamt schultern.
In der in weniger als zwei Jahren bestehenden Pfarrei gibt es zehn Gottesdienstorte (9 Kirchen und das Gemeindehaus in Schmittweiler mit Tabernakel), vier Pfarrhäuser, vier Pfarrheime und zwei Kindergärten.
Angesichts der demographischen Entwicklung (wenig Zuzug junger Erwachsener, wenig Geburten, sinkende Einwohnerzahlen) und der damit verbundenen sinkenden Katholikenzahl, ist die Abgabe von kirchlichen Gebäuden unvermeidlich.
Der Vertreter des Generalvikars sprach von einem Pilotprojekt in Ohmbach, das auch für andere kirchliche Gebäude (Pfarrheime/Pfarrhäuser) im Bistum Schule machen kann.
Für die Kirchenstiftung Ohmbach
Stefan Czepl, Pfr.
"Der Pilger", Ausgabe Nr. 4/2014